Author - Michael Schlaadt

Verstehe das Wunder deines Körpers und seiner Selbstregulation

Leben ist das was passiert, während du beschäftigt bist, andere Pläne zu machen. John Lennon
Ich gehe einen Schritt weiter und sage: der größte Teil des Lebens findet einfach statt, ohne dass wir ihn beeinflussen. Die meisten Dinge in unserem wundervollen Körper passieren völlig ohne unser Zutun.
Unser Körper verfügt über ein im Hintergrund ablaufendes Betriebssystem, welches alle wichtigen Körperfunktionen automatisch steuert, ohne Korrektur durch den Verstand. Dieses System hat sich in der Evolution seit der Reptilienphase ausgebildet und immer mehr perfektioniert. Kein Teil des Körpers, der nicht von ihm kontrolliert wird. Schon ganz früh in der Embryonalzeit bildet es sich aus. Es funktioniert auch noch, wenn das Gehirn nicht aktiv ist wie im Schlaf oder wenn durch einen hirnorganischen Prozess der Verstand ausgeschaltet ist. Es besteht aus 2 gegensätzlichen Anteilen, dem Sympathikus und dem Parasympathikus, die alle Körperfunktionen sanft steuern, indem sie nach den inneren Bedürfnissen des Körpers alle Stoffwechselvorgänge regulieren. Dabei aktiviert der Sympathikus mehr, ist leistungsfördernd und der Parasympatikus ist eher beruhigend oder erholungsfördernd.
Alle lebenswichtigen Organtätigkeiten werden durch das vegetative Nervensystem gesteuert und es schafft optimale Anpassung an sich verändernde Umgebung oder Umweltbedingungen. Kreislauf, Atmung, Verdauung, aber auch die Tätigkeit von Drüsen für Hormone, oder Verdauungsenzyme, Ausscheidung von Darm und Blase, Schlaf, Fortpflanzung, die Entwicklung von Neugeborenen zum Erwachsenen, Temperatur, Aufrechterhaltung des inneren Milieus, Aufrechterhaltung eines optimalen pH-Wertes, Immunvorgänge, Blutfluss und vieles andere mehr werden hier automatisch gesteuert. Ständig findet ein Abgleich der Soll- und Ist-Parameter statt mit dem Ziel, Struktur und Funktion zu optimieren. Die Regulierung kann man sich grob vereinfacht wie bei einer Steuerung durch ein Heizungsventil vorstellen.
Alles was dem Überleben dient, wird vom Sympathikus versorgt, der den Körper leitungsbereit macht. Die Entspannung und Regeneration wird durch den Parasympathikus bereitgestellt im Sinne von Erholungsbereitschaft.
Der Sympathikus reagiert aber nicht nur bei realer aktueller Gefahr, sondern auch sinnvollerweise bei potentieller Gefahr. Ständig werden die einfallenden Informationen aus den Sinnesorganen mit alten Erfahrungen abgeglichen. So ist dieses System blitzschnell und reagiert lange bevor unser Verstand einsetzen kann.
In früheren Zeiten hatte derjenige die größten Überlebenschancen, der bereits bei einer Ahnung von Gefahr wachsam war und mit dieser Vorspannung achtsam durchs Leben ging. Deshalb sind wir mit diesem Programm ausgestattet.
Anatomisch läuft der Sympathikus als so genannter Grenzstrang vor der Wirbelsäule von Brust und Bauch und mit praktisch allen arteriellen Gefäßen. Die Aktivierung des Systems erfolgt über die Hirnrinde, Zwischenhirn (limbisches System) und produziert, Bereitschaft und Energieabbau für die notwendig anzupackende Tat.
Um uns dem Sympathikus vorzustellen, hilft folgendes Bild: hinter dir knackt es im Wald und im umdrehen siehst du, da steht ein wildes Tier (Löwe, Bär). Jetzt hängt die weitere Fortpflanzungsfähigkeit davon ab, dass der Sympathikus perfekt funktioniert.
Du kannst davon ausgehen, dass alle deine Vorfahren erfolgreich waren. Was du in so einer Situation zwingend brauchst ist ein richtig hoher Blutdruck, ein schnell und kräftig schlagendes Herz, damit deine Beine optimal durchblutet und die dort vorhandenen Muskelzellen dich ganz schnell in Sicherheit bringen können. Eine vertiefte und schnellere Atmung stellt den notwendigen Sauerstoff bereit. Gleichzeitig wird aus der Leber Glukose als Energieträger bereitgestellt, damit die Muskelzellen aus dem Zucker und dem Sauerstoff ihre Energie gewinnen können. Dies alles geschieht gleichzeitig und aufeinander abgestimmt.
Die Augen sind auf den rettenden Baum gerichtet und wir fangen an zu schwitzen, damit die Körpertemperatur konstant bleibt und unser Körper bei dieser Anstrengung nicht überhitzt.
Ein sehr erfolgreiches Programm. Gleichzeitig werden alle nicht dringend benötigten Systeme abgeschaltet. Für Stuhlgang, Blasenentleerung sowie Sexualität ist es definitiv der falsche Augenblick.
Wenn jetzt unser System ständig Gefahr signalisiert, diese aber nur im inneren Bild und nicht in der Realität vorhanden ist, führt das zu einer Erschöpfung der Reserven und zu Funktionsstörungen in den abgeschalteten Organsystemen.
Dieses System leistet sich keine Fehler, zu mindestens nicht bei all unseren Vorfahren und lässt sich auch mit dem Verstand nicht manipulieren. Und was noch wichtig ist, dieses System hat keinen AUS-knopf. Es reagiert in jedem Fall und nicht nur auf die reale Situation, sondern auch auf die inneren Bilder von Gefahr, denn wir stammen von den Vorsichtigen ab, die den Löwen schon im Vorfeld erahnt haben.
In dem Moment, wo wir in Sicherheit sind, ist es sinnvoll, dass das System abschaltet, weil der Körper auf Dauer eine solche Anstrengung nicht verkraften kann. Wir würden sonst alle unseres Reserven aufbrauchen.
Wenn der Sympathikus länger im Kampf oder auf der Flucht ist, muss der Körper reagieren bevor er nicht mehr in der Lage ist, die Anspannung weiter aufrecht zu erhalten. Jetzt setzt der Parasympatikus als Gegenspieler ein, um den Körper wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Wenn dieser Zustand länger anhalten würde, ohne in den Ruhemodus umzuschalten würde der Organismus erschöpfen und zusammenbrechen und irgendwann sterben.
Der Parasympatikus als Gegenspieler dient der Erholung und dem erneuten Energieaufbau.
Er senkt den Blutdruck, vermindert die Herzfrequenz und die Schlagkraft, verengt Pupille und Atemwege, erweitert die Hautgefäße, vermindert die Schweißsekretion und bringt damit den Organismus äußerlich auf Sparflamme um Energie zu sparen.
In diesem Modus kann sich der Körper mehr um die wichtigen inneren Dinge, nämlich die Verdauung der zugeführten Nährstoffe und die Produktion von Verdauungssäften kümmern. Die glatte Muskulatur des Darms entspannt sich, Insulin wird produziert, der Speichelfluss verstärkt sich, alles läuft auf Hochtouren, was dem Aufbau des Körpers dient. Die Arbeitsmuskulatur erschlafft durch Verengung ihrer Gefäße, damit tritt Entspannung ein. Diesen Effekt nutzen alle Entspannungstechniken vom Autogenen Training bis zur Meditation.
Das Gehirn geht auch in den Ruhemodus, die Pupille verengt sich, die Ausscheidung von Urin und Stuhlgang wird begünstigt die Sexualorgane können besser durchblutet und durchfeuchtet werden um ihre Fortpflanzungsaufgabe zu erfüllen.
Der Parasympathikus reagiert nicht so als Ganzes wieder Sympathikus der es sich in einer lebensbedrohlichen Situation nicht leisten kann sich um einzelne Organe zu kümmern. Der Parasympatikus arbeitet ökonomisch und aktiviert nur die Organe die gerade benötigt werden oder wichtig sind. Der größte Teil der parasympathischen Fasern läuft über den zehnten Hirnnerven den Nervus vagus. Die Kerngebiete des Parasympatikus liegen im Hirnstamm und in der Kreuzbeinregion. Stimuliert wird der Parasympatikus vom Hypothalamus und dem Hirnstamm.
Kommt der Körper nach der Sympathikusreaktion jedoch nicht zur Ruhe, und bleibt es bei einer weiteren Sympathikusaktivierung, kommt es zum Anstieg von Nebennierenrindenhormonen (Glukokortikoide wie Cortison) um vermehrt Zucker herzustellen und von Schilddrüsenhormonen um den Stoffwechsel zu steigern. Der Zucker wird dann aus Körpereiweißen gewonnen. Letztlich erschöpfen bei Dauerbelastung alle Körperreserven von Fett und Eiweiß durch die Stoffwechselsteigerung. Die damit verbundene Verbrennungswärme muss durch schwitzen über die vermehrte Hautdurchblutung abgegeben werden. Durch diesen Verbrauch verschwinden auch die Eiweiße, die notwendig sind für die Abwehrreserven.
Der Körper versucht durch die Umschaltung auf dem Parasympathikus für Erholung zu sorgen. Läuft jedoch des Sympathikus gleichzeitig weiter, wie bei nicht ausreichender Stressbewältigung kommt es zu einem Nebeneinander von unruhiger Aktivität und Erschöpfung. Gesundung in dieser Phase ist nur möglich, wenn beide Seiten zu ihrem Recht kommen. Eine heute gängige Diagnose nennt man neuhochdeutsch burn-out. Es ist jedoch nichts anderes, als mit guten Überlebensprogrammen durch Selbstausbeutung falsch umgegangen zu sein.
Aus dem vorher gesagten geht klar hervor: unser Körper verfügt ohne unseren Verstand über ein geniales Selbstregulationssystem. Dieses System läuft seit Millionen von Jahren automatisch ab, wird von Generation zu Generation weitervererbt und ist die Grundvoraussetzung einer erfolgreichen Evolution.
Zusammenfassend kann man sagen, dass in der Entwicklung zum Menschen sich das vegetative Nervensystem so entwickelt hat, wie das größtmögliche Überleben gesichert wurde.
Unsere Selbstregulation trifft dann auf ihre Grenze, wenn durch äußere Umstände der freie Fluss im Körper gestört ist.
Was beeinflusst die Selbstregulation negativ?
Ganz einfach chronischer Stress durch nicht reale Angst, Wut, Zorn und Ohnmachtsgefühle ohne erkennbare Strategie zur Lösung des Konflikts. Zusätzlich wirken sich Einsamkeit, Depressionen Ängste und einer Opferhaltung ungünstig auf die Selbstregulation aus.
Positive Beeinflussung ist durch Stärkung der Widerstandskraft heute Neuhochdeutsch als Resilenz bezeichnet, was die Fähigkeit meint auf Stress und Herausforderungen sowie widrige Lebensumstände angemessen und flexibel zu reagieren und sich anschließend von dem Ereignis erfolgreich zu erholen.
Durch Übung (Training) verändern wir den Tonus des vegetativen Nervensystems und stärken den Parasympatikus, den Erholungsnerv und verbessern dadurch wieder die Selbstregulation.
Was ist eigentlich Stress? In der Umgangssprache verwenden wir dauernd das Wort Stress. Aber was ist das genau?
Stress bedeutet Anpassungsschwierigkeiten auf dauerhafte störende körperliche oder seelische Bedrohungen. Untersuchungen gehen davon aus, dass 75-80 % aller Hausarztbesuche als stressbedingt gelten. Stress führt bei Versuchstieren zu Magengeschwüren, Herzinfarkten und erhöhtem Blutdruck.
Stress ist für jeden unterschiedlich. Was für den einen maximalen Stress bedeutet, ist für einen anderen erfreulich bis lustvoll oder es findet sich gar keine Reaktion auf die Situation. Als Beispiel dafür möchte ich einfach nur anführen: in der Achterbahn fahren auf dem Jahrmarkt oder in der Geisterbahn, motorradfahren, Fallschirmspringen, Gleitschirmfliegen oder Paragleiten, mit über 200 auf der Autobahn riskant fahren oder der Gedanke an Schlangen und Spinnen. Für jeden ist die Reaktion etwas anders. Der eine erlebt es als wahnsinnige Freude und der andere wird bleich bei dem Gedanken. Was immer negativen Stress macht, ist das Gefühl keine Kontrolle über das Geschehen zu haben. Aber auch das kann man offensichtlich auch unterschiedlich wegstecken, denn zum Beispiel in Flugzeugen hat bekanntlich nur der Flugkapitän die Kontrolle.
Stress ist eine unvermeidliche Konsequenz des Lebens und löst Flucht- oder Kampfreflexe aus. Wenn wir aber nicht fliehen oder kämpfen können, müssen wir lernen das Geschehene zu ertragen oder hinzunehmen.
Wir wissen, dass Liebe, Dankbarkeit und Freude die Synchronisierung des Herzrhythmus und der Atmung balancieren und positive Auswirkungen auf die Gesundheit haben, während Hetze, Ärger, Angst und Stress diese Rhythmen nachhaltig stören und negative Auswirkungen auf die Gesundheit haben.
So werden Atemtechniken seit Jahrtausenden angewandt, um diesen positiven Zustand zu erreichen. In neuerer Zeit werden auch Achtsamkeitsübungen, sowie gelenkte Imaginationen mit Konzentration auf das Herz und die Atmung mit gleichzeitiger Aktivierung positiver liebevoller Reaktionen erforscht und empfohlen.
Um in unserer schnelllebigen Zeit mit potenziellen Bedrohungen, mit einer riesigen Informationsflut und dadurch einem überwiegen der sympathischen Aktivität gesund zu bleiben, bedarf es einer aktiven Beschäftigung mit dem Parasympathischen System. Durch die mittlerweile große Vielfalt an Verfahren meditativer, imaginativer, spiritueller Art und Konzentrative Bewegungsübungen kann jeder eine Methode auswählen die ihn begeistert, um Entspannung, Regeneration und Heilvorgänge zu erreichen.

Michael Schlaadt 01/18

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Nie mehr Kopfweh

Für alle, die unter gelegentlichen bis häufigen Kopfschmerzen leiden

Kopfweh ist heilbar und kein Zeichen für Aspirinmangel.

Wenn du zu den mehr als 50 % der Bevölkerung gehörst die unter Spannungskopfschmerzen leiden, gibt’s eine gute Nachricht: es gibt wirksame Strategien. Die zweite gute Nachricht ist: die Strategien sind alle kinderleicht und wissenschaftlich bewährt. Laut Statistik leiden 54 % der Bevölkerung gelegentlich unter Spannungskopfschmerzen. In Deutschland haben bereits schon über 80 % der achtjährigen Kopfschmerzerfahrung und mit zwölf Jahren sind es bereits 90 % die Kopfschmerzen vom Spannungstyp kennen.
Für den Spannungskopfschmerz ist es übrigens völlig normal, dass medizinisch außer von vermehrten Muskelverspannungen, keine krankhaften Befunde erhoben werden können, weder in modernen Röntgenverfahren noch bei sonstigen teuren Untersuchungsmethoden. Die Diagnose wird beim Spannungskopfschmerzen zu 95 % durch die Beschreibung gesichert, nämlich: ein mehrheitlich beidseitiger Kopfschmerz, von dumpfem und drückendem Charakter, der verstärkt im Schläfenbereich oder im Hinterkopf auftritt und immer das Fehlen von Übelkeit, Erbrechen oder Lichtempfindlichkeit. Die nachfolgenden Ausführungen betreffend ausschließlich den Spannungskopfschmerz als der häufigsten Kopfschmerzform.
Wenn du sichergehen willst, kannst du den Kopfschmerzfragebogen von der Kieler Schmerzklinik dir aus dem Internet runterladen und deine Diagnose selbst stellen. Dieser Fragebogen ist nachgewiesenermaßen zuverlässiger, als alle apparativen Untersuchungen wie Kernspintomografien und Computertomographien.
http://www.schmerzklinik.de/wp-content/uploads/2009/02/kieler-migrane-und-kopfschmerzfragebogen.pdf
Wie das Wort Spannungskopfschmerzen schon sagt, wird der Schmerz durch die vermehrte Spannung der Muskulatur ausgelöst, entweder der Schulter-Nacken-Halsregion oder aber hauptsächlich der Kaumuskulatur. In Situationen in denen wir uns den Kopf über etwas zerbrechen, was wir nicht aushalten können, weil alles zu viel ist und wir uns durchbeißen müssen und keine Lösung finden, verkrampft sich die Muskulatur. Wenn jetzt die Spannung größer wird, als der Druck den die Abbauprodukte der Zelle benötigen um über Lymphe und Venen abgeleitet zu werden, verbleiben sie im Bindegewebe. Interessant ist das fast alle diese Stoffe wieder das Schmerzsystem sensibilisieren, wodurch die Muskelspannung weiter zunimmt und damit ist der Teufelskreis perfekt. Das Ganze ist natürlich noch viel komplizierter aber zum Verständnis reicht diese Vorstellung völlig aus. Der Fluss, in dem Fall der Abfluss ist ins Stocken geraten.
Du kannst das bei dir ganz einfach selbst überprüfen. Beiße einmal für 10 min, wenn du gerade keine Kopfschmerzen hast, ganz fest die Zähne zusammen und halte diese Spannung. Wenn du danach im Bereich der Schläfe hinter dem Augenwinkel die Muskulatur abtastest, wirst du sicherlich ganz schnell schmerzhafte Muskelverspannungen tasten. Nach dieser Übung kannst du dir sehr gut vorstellen wie die Spannungskopfschmerzen entstehen. Wo du weitere Punkte finden kannst ist hinter dem Ohrläppchen. Hier gibt es einen Knochenvorsprung und wenn du dich von dort mit dem Finger entlang des Hinterhauptes in Richtung Mitte tastest, dort wo die Hauptmuskulatur des Nackens ansetzt, findest du alle schmerzhaften Punkte. Du kannst sie überprüfen, wenn du den Kopf leicht drehst, um zu spüren wie der Schmerz zu- und abnimmt, auch wenn du gerade keine Kopfschmerzen hast. Jetzt fällt es sicherlich ganz leicht dir vorzustellen, wenn jetzt noch eine innere Anspannung dazu kommt, wie dann der Kopfschmerz losgeht.
Du musst jetzt nur noch dafür sorgen, dass der Spannungszustand so niedrig wird (entspannt), damit bei der nächsten Anspannung der Muskel nicht mehr in Not gerät und sich mit Schmerzen melden muss.
Die bedeutendste, aber in der Bevölkerung wenig bekannte Ursache, ist die Verspannung der Kaumuskulatur durch Störungen im Kauapparat. Und da reicht eine 0,2 mm zu hohe Füllung aus, um in Verbindung mit der inneren Anspannung das System zu aktivieren. Sichere Anzeichen für eine solche Störung sind abgeschliffene Zähne, nächtliches Knirschen und Zahneindrücke auf der Zunge vom Pressen. Störungen im Kausystem führen in 100 % zu Kopf- und Gesichtsschmerzen und in 80 % zu Nackenschmerzen. Das erklärt sich aus unserer Entwicklung. Am Anfang bei der Geburt bestehen wir zu 100% noch aus. Kauapparat: saugen und der erste Schrei. Von Anfang an sind alle Emotion dort gespeichert. Im nächsten Halbjahr kommt die Entwicklung der Halswirbelsäule dazu und da die Nackenmuskulatur als Hilfsmuskulatur für die Nahrungszufuhr gelten muss- denn zum Abreißen eines Hähnchenschlegels wird die Halsmuskulatur zwingend gebraucht – beeinflusst sich das System gegenseitig.
Medikamente sind hier keine wirkliche Lösung, denn bei chronischen Kopfschmerzen ist der Medikamentenkopfschmerz die häufigste Ursache, ausgelöst durch regelmäßige Einnahme von Schmerzmitteln. Menschen mit Medikamentenkopfschmerz werden schmerztherapeutisch richtig entzogen und 70 % sind danach komplett beschwerdefrei ohne irgendeine spezifische Therapie. Also lieber Finger weg, es geht auch ohne.
40 % aller Informationen aus dem Körper an das Gehirn stammen aus den oberen drei Halssegmenten und dem Kiefergelenk wobei allein 60 % auf das Kiefergelenk entfallen. Somit wird eigentlich klar, dass die Zähne zusammenbeißen keine wirklich gute Methode ist, um Problemen aus dem Weg zu gehen, denn sie führt definitiv zu mehr Spannung.
Was ist zu tun?
1. Unser Körper ist ein wässriges Medium und wenn der Fluss stockt, dann nimmt man einfach Wasser um ihn wieder in Fluss zu bringen und zwar eher etwas mehr als du denkst. Unser Körper besteht aus bis zu 80 % aus Wasser. Ich würde es mal mit Trinken von 2,5-3 l Wasser am Tag versuchen.
2. Wir waren Jahrmillionen lang Bewegungsmenschen und haben täglich viele Kilometer auf der Suche nach Nahrung zurückgelegt. Das ist ganz fest in unserem genetischen Programm verankert, sozusagen auf unserer Festplatte einprogrammiert. Die Empfehlung der Fachgesellschaften ist, mindestens dreimal wöchentlich 30 min Ausdauersport betreiben.
3. Unsere Vorfahren hatten deutlich weniger Input täglich für das Gehirn. Es gab immer wieder lange Zeiten von Ruhe und Entspannung, ohne dass die Gehirnzellen übermäßig feuern mussten. Das hatte sich über die Entwicklungsgeschichte des Menschen bewährt. Offenbar ist bei hektischem Leben das erlernen von Entspannungstechniken eine sinnvolle Option. Alle wissenschaftlichen Untersuchungen zeigen, dass alle Entspannungsmethoden, egal nach welcher Methode zu einer Verbesserung der Kopfschmerzsituation führen. Schau dich um was vor Ort angeboten wird und du wirst sicherlich das passende für dich finden.
4. Ein kühler Kopf feuert weniger Erregungssignale. Instinktiv greifen wir zu kalten Waschlappen, Eis oder frischer Luft. Bewährt ist, in einem alten Joghurtbecher Wasser mit einem Holzstück einzufrieren, quasi als Eis am Stiel und damit bei Bedarf die schmerzenden Stellen langsam streifenförmig abtreiben. Durch das wechselseitige Abkühlen und Erwärmen kommt wieder Bewegung in die Haut und die verkrampfte Muskulatur mit einer guten Schmerzbeeinflussung.
5. Pfefferminzöl auf die Schläfen gerieben, hat in wissenschaftlichen Untersuchungen genauso gute Ergebnisse in der Wirksamkeit wie Aspirin, nur ohne Nebenwirkungen. Vorsicht auf gar keinen Fall in die Augen bringen, das ist richtig unangenehm
6. Da bei Stress häufig viel Magnesium verbraucht wird und Magnesium gleichzeitig die Spannung der Muskulatur vermindern kann, ist oft eine ausreichende Magnesiumszufuhr äußerst hilfreich. Oft tut es auch Magnesium aus dem Drogeriemarkt.
7. Homöopathisch kann man Gelsemium C 30 immer versuchen, ohne Nebenwirkung mit einer wirklich hohen Ansprechrate beim typischen Spannungskopfschmerz.
8. Eine effektive Methode die Kaumuskulatur zu entspannen ist: die Arme mit den Ellenbogen auf den Tisch zu stützen und den Unterkiefer ist in die offene Hand zu stützen, so wie es müde Schüler tun sie den Kopf auf der Bank aufstützen, wobei der Mittelfinger in etwa in Höhe der Ohrspitze zwischen Ohr und Auge liegt und der Daumenballen unterhalb den Unterkiefer erfasst. Wenn du jetzt mit weit geöffnetem Mund den Unterkiefer beim Schließen des Mundes nach oben Richtung Kiefergelenk schiebst wird sich automatisch die verspannte Muskulatur lösen. Der Druck wird schon allein durch das Eigengewicht des Kopfes aufgebracht. Diese Bewegung wird mehrfach durchgeführt.

Michael Schlaadt

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